Natürlich wurde schon vorher gesungen in Heiligenstein: In der Schule und in der Kirche, wahrscheinlich auch auf den Feldern und bei der Weinlese, aber auch in der Gesangsabteilung des katholischen Arbeitervereins und im Männergesangverein Liederkranz, gegründet 1897. Der Liederkranz jedoch trat nach dem 1. Weltkrieg aus dem Pfälzischen Sängerbund aus und wurde Mitglied im politisch orientierten Arbeitersängerbund. Es war die Zeit der kleinen deutschen Revolution 1918, eine Episode der Arbeiter- und Soldatenräte, die schließlich zum Abdanken des deutschen Kaisers führte. Das wollten jedoch die meisten Sänger in unserem Dorf nicht mitvollziehen.
Als Vereinsaktivitäten werden neben dem Gesang schon im ersten Jahr von einem Vereinsball und einem Theaterstück sowie von einem ersten Sängerfest 1922 berichtet. Zunächst waren die Proben im Gasthaus „Zum Löwen“, 1922 wechselte man in das Gasthaus „Zum Schwanen“. Schnell hatte der Verein über 100 Mitglieder und an Silvester 1922 fand das erste Konzert statt. Die Fahnenweihe erfolgte im Juni 1923 im Garten des „Rebstöckels“, Eintrittspreis 1000 Mark!
Im Januar 1923 war der Vereinsbeitrag von 1 Mark auf 50 Mark pro Monat erhöht, im Juli waren es 500 Mark monatlich, im September 10.000 Mark und im Dezember wieder 20 Pfennige. Die Hyperinflation hatte unvorstellbare Auswirkungen auf den Alltag unserer Vorfahren, aber auch auf das Vereinsleben: Die Vereinsfahne, die von den katholischen Schwestern hergestellt werden sollte, war Anfang des Jahres 1923 auf 100.000 Mark kalkuliert worden, im Mai war der Preis doppelt so hoch und bis Anfang Juni waren schließlich 500.000 Mark dafür bezahlt, die Fahnenschleifen lagen zusätzlich bei 200.000 Mark, also zusammen fast eine Dreiviertel Million.
Im September lag der Monatsbeitrag für den Verein bei 10.000 Mark, im Dezember waren es dann wieder 20 Pfennige. Mit dem Gleichschaltungsgesetz 1933 musste der Verein sich verpflichten, treu hinter der Regierung zu stehen und den Gesang im Sinne der nationalen Idee zu betreiben. Mit der Ortsschelle wurden die Singstunden bekannt gegeben und die Sänger in die Pflicht genommen.
1950 wurde der Verein als MGV Heiligenstein, auch mit Mitglieder des aufgelösten MGV Liederkranz, von 39 Männern wiedergegründet. Nach einem Jahr waren 70 aktive Sänger im Chor. Von 1955 bis 1976 hatte der Verein seine Chorproben im „Rebstöckl“. Bis nach Essen zum Deutschen Sängerfest erfolgten die Auftritte.
1961 wurde das 40-jährige Jubiläum sowie die Weihe einer neuen Fahne mit einem großen Festumzug und einem geräumigen Festzelt gefeiert.
1971 - Ein Jahrzehnt später stand ein Festzelt auf dem Kerweplatz und nahezu 30 Gastchöre feierten 50 Jahre MGV Heiligenstein. Ca. 40 Sänger nahmen aktiv an den Chorproben teil, das Durchschnittsalter lag bei 32 Jahren.
1976 wurde der erste Bauabschnitt, der heutige Schankraum unseres Sängerheimes abgeschlossen, Weihnachten 1977 konnte der Verein schon im großen Saal feiern, die Einweihung erfolgte im Februar 1978 mit Herrn Pfr. Kern. Einen Überraschungscoup landete der damalige Dirigent Edgar Rembor: Sängerfrauen einen Gesangsauftritt bei der Weihnachtsfeier einstudiert, die Männerbastion war gefallen und ab Juli 1977 konnten Frauen Vereinsmitglieder werden, 1978 wurde der Frauenchor gegründet.
1983 feierte man das erste Gartenfest, 1993 die erste Römertafel und 1996 das 75-jährige Bestehen mit Jubiläumsmesse in der Kirche, einem Konzert und einer dreitägigen Festveranstaltung.
Mit der Gründung der Magic Gospel Voices im Jahr 2000 und ihrem modernen, meist englischen Liedgut spricht der MGV neues Sängerpotential an.
2011 konnte das 90-jährige Vereinsjubiläum gefeiert werden. Dies geschah durch einen Neujahrsempfang der Mitglieder, einen Festakt mit zahlreichen offiziellen Gästen, einem Ökumenischen Festgottesdienst und einem großen Vereinskonzert mit den drei damals bestehenden Chorgattungen.
Der jüngste Spross unserer Vereinsarbeit ist der 2012 gegründete Kinderchor,
der 2016 den Namen Magic Kids erhielt.
2015 wurden Männer- und Frauenchor zum Gemischten Chor zusammengeführt.
Die musikalische Leitung übernahm Achim Reichelt.
Vereinsvorsitzende
1921 – 1926 Philipp Schall
1926 – 1927 Eduard Schultz
1927 – 1929 Philipp Schall
1929 – 1935 Alois Weickenmeier
1935 – 1936 Franz Rillig
1950 – 1951 Fritz Wagner
1951 – 1952 Willi Lehr
1952 – 1972 Alfons Hoffmann
1972 – 1981 Leo Bittlinger
1981 – 1983 Johannes Bikowski
1983 – 1988 Hermann Scherer
1988 – 1989 Otto Schulz
1989 – 1996 Doris Höhlein
1996 – 2006 Gerhard Hoffmann
2006 – 2010 Sabine Jester-Zürker
2010 – heute Hartwig Humbert
Chorleitung Gemischter Chor
2015 – heute Achim Reichelt
Chorleitung Magic Gospel Voices
2000 – heute Bernd Camin
Chorleitung Magic Kids
2012 – heute Andrea Herrmann
Dirigenten Männerchor
1921 – 1928 Xaver Eggart
1928 – 1932 Lehrer Karl Bettag
1932 – 1936 Josef Gerbes
1950 – 1952 Willi Wamser
1952 – 1957 Hans Kessler
1957 – 1965 Lehrer Fritz Rösch
1965 – 1969 Erwin Braun
1969 – 1970 Lehrer Fritz Rösch
1970 – 1974 Hermann Josef Settelmeier
1974 – 1976 Lutz Wiedmann
1976 – 1981 Edgar Rembor
1981 - 1984 Jakob Hoffelder
1985 – 1988 Bernhard Dreier
1988 – 1989 Hermann Utz
1989 – 1989 Erwin Braun
1990 – 1997 Waltraud Sold
1997 – 2003 Bernd Camin
2003 – 2004 Dirk Schneider
2004 – 2015 Matthias Vögeli
Dirigenten Frauenchor
1977 – 1986 Edgar Rembor
1986 – 1988 Bernhard Dreier
1988 – 1989 Hermann Utz
1989 – 1989 Erwin Braun
1990 – 1997 Waltraud Sold
1997 – 2003 Bernd Camin
2003 – 2004 Dirk Schneider
2004 – 2015 Matthias Vögeli